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Common raven, Northern raven
Corvus corax
species of Corvidae

ad.
male
1st cy

Die Federn von C. corax besitzen die längsten Ausmaße in der Familie der Corvidae.
Die Außenfahnen der H6 bis H9 sind nach außen hin teilverengt, H10 hingegen ist komplett verengt / verschmälert auf H5 ist die Teilverengung nur ansatzweise zu erkennen. Zusätzlich zu den Außenfahnen sind die Innenfahnen von H6 bis H10 deutlich teilverengt - auf H5 ist diese Teilverengung ebenfalls nur angedeutet zu erkennen. H5, H4 und H3 besitzen eine abgeschrägte Innenfahnenspitze.
Die längste Handschwinge ist die H6 oder H7 - wobei H6 und H7 auch gleich lang sein können.

Das Steuer ist keilförmig aufgebaut - S1 ist die längste, und S6 die kürzeste Steuerfeder. Während bei Jungraben der Größenunterschied nur leicht ausgeprägt ist, ist er bei immaturen Vögeln schon deutlicher - und bei adulten Raben (3 Jahre oder älter) sehr deutlich ausgeprägt. Bei abgenutzten Steuerfedern ist die Keilform nicht oder nur schwer zu erkennen.

Die Federn des Kolkraben besitzen eine schwarze Färbung. Der Kiel ist an der Spule weiß, und nimmt im weiteren Verlauf der Federn erst einen grauen Farbton an, geht dann allerdings schnell in eine schwarze Färbung über. Nord-und mitteleuropäische, adulte Vögel (ebenso nordamerikanische, mittelamerikanische sowie Nord- und zentralasiatische, adulte Individuen) besitzen eine metallisch blaue Färbung auf den Federn, die von ölhaltigen Substanzen her rührt. Von Nord nach Süd des Verbreitungsgebietes nehmen die Intensität des blaumetallischen Schimmers sowie die Länge der Federn kontinuierlich und allmählich ab.
Jungraben besitzen braunschwarze Federn ohne jeglichen Glanz, die adulten Tiere der südlichen Populationen (Halbwüsten und Wüsten) ebenso.

Verwechslungsmöglichkeiten bei kompletten Rupfungen gibt es aufgrund der verengten Handschwingen nur mit der Saatkrähe (Corvus frugilegus), allerdings ist bei ihr das Steuer nicht keilförmig geformt. Raben- und Nebelkrähen besitzen hingegen eine deutliche Verengung der H5-H9, so dass hier ein deutlicher Unterschied besteht. Die Federn des Kolkraben sind in den allermeisten Fällen deutlich länger als die der anderen, in Europa vorkommenden Krähenvögel - jedoch ist dies nicht immer der Fall (z.B. bei Jungraben).

Kurzbeschreibung der Unterarten

  • Corax corax corax... ...besitzt folgende Flügelmaße: Adulte Männchen aus Mitteleuropa besitzen eine Flügellänge von 388–442mm (im Mittel 423,3mm) und ausgewachsene, weibliche Vögel eine Flügellänge von 395–433mm (im Mittel 413,8mm).
  • C. c. varius... ...besitzt im Vergleich mit der Nominatform ein nicht so stark glänzendes Gefieder; die Unterseite der Federn schimmert mehr grünlich schwarz als bei corax.
  • C. c. kamtschaticus... ... besitzt eine Flügellänge von 400 bis 450mm (im Mittel 430mm) - und ist somit etwas größer als die Nominatform.
  • C. c. tibetanus... ...besitzt ein Gefieder, dass insgesamt und besonders auf der Unterseite stark purpurblau glänzend gefärbt ist; die lanzettförmigen Kehlfedern sind stark ausgeprägt und lang; die Flügellänge beträgt 470–490 mm (im Mittel 479mm), und ist damit deutlich größer als C. c. kamtschaticus - somit ist tibetanus deutlich größer als die Nominatform - und besitzt entsprechend deutlich längere Handschwingen als corax.
  • C. c. tingitanus & canariensis...: ...bei beiden Unterarten ist der Gefiederglanz mehr ölig irisierend als bei corax; die Flügellänge beträgt bei tingitanus 380–420mm (im Mittel 401mm), und bei canariensis 370–405mm (im Mittel 388mm). Somit ist tingitanus etwas und canariensis deutlich kleiner als die Nominatform - die HS sind also bei tingitanus nur gering kleiner als bei corax, bei canariensis hingegen sind die HS schon deutlich kürzer als bei corax.
  • C. c. laurencei... ...besitzt im Gefieder einen stark stahlblau schimmernden Glanz; abgetragenes Gefieder im Nacken, auf dem Oberrücken und an der Kehle wirkt recht stark bräunlich; die Flügellänge liegt bei 415–474mm (im Mittel 445mm) - die HS und die Flügel sind damit etwas bis deutlich größer bzw. länger als bei der Nominatform.
  • C. c. sinuatus... ...besitzt ähnliche Gefiedermerkmale wie corax.
  • C. c. principalis... ...besitzt eine Flügellänge mit 440–475mm (im Mittel 455mm) - Flügel und HS sind damit deutlich größer als bei der Nominatform.

Rabenfedern, Gerüche, Metallglanz und UV

Jede Krähen- bzw. Rabenart hat ihren spezifischen Geruch, der auch den Federn anhaftet. Aufgrund dessen kann man mit einer feinen Nase die Federn der jeweiligen Arten am Geruch erkennen.
Jede Rabenvogel-Art besitzt ihren eigenen, metallischen Glanz auf den Federn - was auf ölhaltige Substanzen zurückzuführen ist, die sich auf den Federn befinden und so den schimmernden Farbglanz erzeugen.
Im UV-Licht besitzen die Federn von Raben und Krähen jeweils ein arttypisches Farbspektrum.

feather number longest
primary 10 per wing 315.5 - 396.0mm n=5
P6 (80%) P7 (20%)
secondary 10-11 per wing 225.0 - 240.0mm n=4
S1 (100%)
retrix 12
222.0 - 264.5mm n=5
R1 (100%)
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specimens gallery

country allocations

Songbirds and kin

characteristics

Der Kolkrabe erreicht ausgewachsen eine Größe von ca. 54-71cm und eine Spannweite von 115-150cm. Das Gewicht reicht bei ausgewachsenen Tieren von ca. 1050-1700g. Die maximale Lebenserwartung liegt in der freien Natur bei mindestens 23 Jahren, in Gefangenschaft zwischen 26 und 44 Jahren.
Corvus corax ist der größte Rabenvogel - und damit auch die größte Singvogelart! - der Welt. Ausgewachsene Exemplare können mit keiner anderen Vogelart in Mitteleuropa verwechselt werden.

Kolkraben sind vor allem an ihrer enormen Größe und dem deutlichen Keilschwanz zu erkennen. Zudem besitzen sie eine deutlich langsamere Flügelschlagfrequenz als Saat-, Nebel- und Rabenkrähe.
Optische Verwechslungsmöglichkeiten gibt es eigentlich nur bei schlechten Sichtverhältnissen, innerhalb der Mauser (wenn das Steuer nicht richtig zu erkennen ist) sowie bei Jungvögeln - diese können aus der Entfernung durchaus mit der Raben- oder Saatkrähe verwechselt werden.

Der mächtige Kolkrabe ist sehr auffällig in seiner Gestalt. Neben der enormen Größe (er besitzt fast die Größe eines Mäusebussards) fällt vor allem der gewaltige, klobige Schnabel mit der dichten Befiederung am Ober- und Unterschnabel auf. Adulte Raben besitzen ein schwarzes, metallisch blau gefärbtes Gefieder - Jungvögel sind glanzlos schwarzbraun. Das Steuer steht ungespreitzt keilförmig ab, und an der Kehle stehen die kleinen, borstigen Federn oft zur Schnabelspitze hin ab. Die Iris ist dunkelbraun, so dass sie schwarz wirkt. Bei Jungvögeln ist der Schnabel oft lange nicht so wuchtig, so dass sie durchaus mit Rabenkrähen verwechselt werden können.
Die Körpergröße und die Schnabellänge und -dicke nehmen von Nord nach Süd allmählich ab, hier gibt es keine deutlichen Unterartabgrenzungen hinsichtlich markanter Merkmale. Die größten Flügel- sowie Schnabelmaße weisen die Kolkraben aus Grönland auf.
Auch die Gefiederfärbung nimmt von Nord nach Süd kontinuierlich und allmählich ab. In den trocken-heißen, südlichen Wüstengebieten ist das Gefieder nur noch braunschwarz - auch bei adulten Tieren.

Am markantesten ist jedoch der Revierruf des Kolkraben. Die lauten und charakteristischen "Krok-Krok-Krok"-Rufe - ansonsten auch tiefe "Kroak"- sowie "Krah"-Äußerungen" - machen deutlich auf die Anwesenheit dieser Art aufmerksam, so dass man für die Feststellung eines besetzten Reviers nicht zwangsläufig eine Sichtbeobachtung haben muss.
Jungvögel (Dies- / Letztjährige Individuen) geben als Warnruf ein sehr lautes und deutliches, metallisches "KLONK" von sich, durch dass man auf diese Art teilweise erst aufmerksam wird.
Da die Lautäußerungen von C. corax durchaus sehr vielfältig sind, möchten wir an dieser Stelle auf eine andere Website verweisen:

habitat

Die Vertikalverbreitung des Kolkraben deckt eine riesige Spanne ab. Von den Meeresküsten vieler Länder mit wenigen Metern üNN brütet der Kolkrabe im Himalaya bis mindestens 5800 üNN und wurde dort auf Nahrungssuche bis über 7300m üNN beobachtet.

Corvus corax besiedelt die verschiedensten Bruthabitate und kommt in den unterschiedlichsten Lebensräumen vor - er besiedelt die arktische Tundra, die boreale Nadelwaldzone, die gemäßigte Laubwaldzone, die mediterrane Region und Steppen, Halbwüsten und sogar Wüsten - lediglich im tropischen Regenwald fehlt die Art. Eine Studie über sieben "prädatorisch" lebenden Vogelarten (Kolkrabe, Buntfalke, Präriefalke, Louisianawürger, Steinadler, Truthahngeier und Rotschwanzbussard) in der Mojave-Wüste (Kalifornien, USA) ergab, dass C. corax die mit Abstand häufigste der sieben auserwählten Vogelarten in der Wüste ist.
In der isländischen Tundra - wo neben arktischem Klima nur große Lavasteingebiete mit Heide, Moosen und Flechten bewachsen existieren - ist der Kolkrabe eine Charakterart dieser Landschaft, die an Abbrüchen und Steilhängen brütet. In der mittelsibierischen Tundra hingegen ist der Kolkrabe eine Seltenheit und scheint dort nicht zu brüten.
Auch vertikal bricht der Kolkrabe alle Rekorde - und besiedelt damit nicht nur unterschiedliche Landschaftstypen, sondern auch unterschiedliche Klimazonen. Er brütet an Steilküsten, in Tief- und Hügellandschaften, Mittelgebirgen, Hochgebirgen - und sogar oberhalb der Baumgrenze (z.B. im Himalaya).
In Europa besiedelt der Kolkrabe hauptsächlich drei Landschaftstypen - das eine sind felsige Steilwände (Alpen, Steinbrüche, Steilküsten in Großbrittanien, Pyrenäen, etc.), das nächste dann Mittelgebirgs- und Borealwälder, und zu Guter Letzt auch kleine bis mittelgroße Baumgehölze sowie Baumreihen und neuerdings wohl auch Gebäude in der Kulturlandschaft - wichtig hierbei ist jedoch, dass C. corax ein komplexes Mosaik an Strukturen benötigt, da sich sein "Gesamtlebensraum" aus Brutplatz, Nahrungshabitaten und Schlafplätzen zusammensetzt.
Das Habitatmosaik besteht also aus dem Brutplatz (Steilwand oder Nistbaum), den Schlafplätzen in windgeschützten Waldgebieten sowie aus den Nahrungshabitaten.
Im Zuge der Wiederausbreitung brüten Kolkraben im ausgesprochen landwirtschaftlich genutzten Nordosten Mecklenburgs in kleinen Feldgehölzen und in Hecken. SELLIN (1991) ermittelte in der Nähe von Wolgast im Küstenbereich Mecklenburg-Vorpommerns auf einer 107qm großen Untersuchungsfläche bei einer Landschaftsnutzung von 58% Ackerland, 19% Grünland und nur 17% Waldanteil weltweit überdimensional hohe Brutpaardichten von 23 Paaren - Grund hierfür waren eine ganze Reihe guter Nahrungsquellen in der Region.
Wenn die Kolkraben in Ruhe gelassen werden, brüten sie sogar mitten in Großstädten (Los Angeles, Chicago), in Parks, großen Gartenanlagen, etc. (Warschau). Erst die Verfolgung durch den Menschen machte den Kolkraben in den meisten Gebieten scheu. In Größstädten sind Gebäudebruten bekannt geworden. Ein bemerkenswertes Beispiel für Gebäudebruten stammt aus der Schweiz. Dort brüten Kolkraben seit 1988 im Kuppelbereich des Parlamentsgebäudes in der belebten Innenstadt von Bern.

Die Brutstandorte der Nester von Kolkraben sind ebenso vielfältig wie seine Lebensräume. Es scheint auch so, als würden die Jungraben auf die Art der Niststandorte geprägt - so gibt es z.B. im Tiefland reine Baumbrüter, reine Gebäudebrüter und sowohl an Steilküsten wie auch in hohen Mittel- sowie in den Hochgebirgen reine Felswandbrüter. Trotzdem gibt es immer wieder Kolkraben, die sich neuen Gegebenheiten anpassen und entsprechend an neuen, unbekannten Niststrukturen brüten.
Zum einen sind hier Felsnischen an Steilhängen, Steilwänden, Steilklippen, in Steinbrüchen, etc. zu nennen - hier bevorzugt er ebenerdige Nischen mit überstehendem Felsüberhang, die sich windgeschützt mindestens 20m über dem Erdboden befinden (im Gebirge z.B. Steinadlerhorste). Die Vorteile dieser Niststandorte sind klar zu erkennen - Bodenprädatoren (und auch der Mensch) können diese Nester nicht erreichen - das Nest ist geschützt. Zudem dürfte das Mikroklima durch die "Höhleneigenschaften" dieser Niststandorte ziemlich gleichmäßig sein.
Im Flachland brütet der Kolkrabe u.a. auch in großen Waldgebieten (sofern große Lichtungen vorhanden sind) - hier bevorzugt auf großen, alten Kiefern und Buchen. In Mittelgebirgen und in den Borealwäldern Skandinaviens hingegen wird auch in reinen Nadelwäldern (häufig Fichten) gebrütet.
Wie oben erwähnt brütet der Kolkrabe z.B. in Mecklenburg-Vorpommern auch in Baumreihen mit Pappeln, in Hecken und in Feldgehölzen.
Häufig brütet Corvus corax in unserer ausgeräumten Landschaft auch auf Hochspannungsmasten, auf verlassenen Gebäuden, auf und unter Brücken, sowie vergleichbaren Strukturen.
Auch Gebäudebruten sind (s.O.) mehrfach bekannt geworden.
Am Kap Arkona (auf Rügen) brütete ein Kolkrabenpaar am Fuße der steilen Kreidewände in einer Erdspalte.
In der Tundra und in Wüsten bleibt dem Kolkraben kaum etwas anderes übrig als sich geeignete Felsstrukturen zum Brüten zu suchen. In Island werden die Horste auf Felsabsätzen oder in Felsnischen inkitten der erloschenen Lavagesteinsfelder angelegt, z.T. nicht mehr als 2-3m über dem Erdboden. Auch Kraterwände erloschener Vulkane werden besiedelt (Island, Oregon) - hier auch nur knapp über dem Erdboden.
Als Nistbäume werden in Mitteleuropa alte Rotbuchen und Kiefern bevorzugt. Aber auch andere Bäume wie Eichen, Birken, Pappeln, Eschen, Erlen, Ahorn, große Fichten und Lärchen werden besiedelt. Je nach Standort können auch besonders große Koniferen besiedelt werden. Interessant ist in dem Zusammenhang der Horststandort in den Waldbereichen. I.d.R. liegen die Horste (bis zu 87%) zwischen 0m und 100m vom Waldrand entfernt im Waldesinneren. Die Nester liegen allermeist zwischen 6m und 35m über dem Boden auf starken Ästen und in Kronen - im Schnitt 21m hoch. Betont werden muss an dieser Stelle noch, dass sich nahezu immer Freiflächen in der Nähe des Horstes befinden - Waldwege, Lichtungen, Waldränder, Windwurfflächen, Kahlschläge, Brandflächen, etc.

Kolkraben sind tagaktive Vögel, die an bestimmten Schlafplätzen übernachten. Brutpaare schlafen sinngemäß in ihrem Brutrevier - das Weibchen im Nest auf den Eiern, der männliche Vogel hingegen auf einem Ruhebaum in einem Umkreis von 100m zum Nest.
Nichtbrüter (Jung- wie auch Altvögel - in und auch außerhalb der Brutzeit) hingegen suchen sich ansiedlungsferne, wind- und wettergeschützte Feldgehölze, Hangwälder oder Felswände. Die Schlafgemeinschaften können mehr als 100 Individuen aufweisen. In Idaho (USA) wurden riesige Schlafgemeinschaften auf den Gittermasten von 500kV-Oberlandleitungen gefunden - das Maximum waren hier im Jahr 1984 auf einer Länge von 6km 2103 Kolkraben - also rund 140 Kolkraben pro Gittermast (ENGEL et al. 1992).

Die Populationsdichte beträgt bei Kolkraben in gesund besiedelten Arealen je nach Region zwischen 1,3 und 72,6 Brutpaaren pro 100qkm - im Schnitt wird sie zwischen etwa 4 und 20 BP / 100qkm liegen.

Kolkraben besitzen die Fähigkeit, Temperaturspannen von mindestens -50 Grad Celsius (in der Arktis) bis zu +45 Grad Celsius (in Wüstengebieten) zu tolerieren. Bei extremer Kälte steigert der Kolkrabe stark den Stoffwechsel und produziert so viel Wärme, während er bei großer Hitze über Verdunstungskälte (über den Rachen, die Augen und die Beine) die überschüssige Wärme abführt.

Das Nahrungsspektrum von Kolkraben
Der Kolkrabe ist im wahrsten Sinne des Wortes ein "Allesfresser" - also omnivor.
Primär ernährt sich C. corax von Aas, kranken Wirbeltieren und Nahrungsresten des Menschen (herkömmliche Mülldeponien, etc.). Sekundär jedoch verschmäht er auch Wirbellose (Spinnentiere, Regenwürmer, Insekten, Krebstiere, Mollusken, etc.), Kleinsäuger, Jungvögel, Vogeleier, Reptilien, Amphibien und Fische nicht. Aber auch vegetative Kost wie Nussfrüchte, Obst, Samen, etc. werden als Nahrung angenommen.
In seinen Verbreitungsgebieten ist der Kolkrabe ein bedeutender Aasfresser, der Fallwild (Verkehrsopfer, Anflugopfer an Glasscheiben, abgestürztes Wild in den Gebirgen, etc.) "entsorgt". Auch werden "Geierrestaurants" (von Wildhütern ausgelegte Kadaver) sehr gerne besucht. C. corax bildet mit Abstand den häufigsten und bedeutendsten Aasfresser unter allen Wirbeltieren - er kommt noch vor Fuchs, Wolf, Bussard, Marderhund, Stein- und Seeadler sowie den Geiern.
1995 brüteten 19 und 1996 11 Kolkraben an einer Mülldeponie in Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern. Kolkraben profitieren ebenfalls von Wildtierfütterungen in Wildparks. Auf Mülldeponien können sich mehrere hundert Individuen des Kolkraben einfinden - allerdings besteht der größte Teil hier aus Nichtbrütern.
Die Nahrung wird einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen im Fluge gesucht. Auch können exponierte Sitzwarten (ähnlich den Greifvögeln und Eulen sowie den Würgern) genutzt werden.
Die Nahrung wird vor allem optisch wahrgenommen, aber auch der Geruchssinn spielt eine Rolle - wie stark ist umstritten.
Der Kolkrabe geht bei größeren Beutetieren "Allianzen" mit großen Aasfressern ein - wie etwa dem Wolf, oder auch Geiern. Raben sind nicht in der Lage, größere Beutetiere selbst zu öffnen - trotz des mächtigen Schnabels!
Kolkraben sind aufgrund ihres mächtigen Schnabels in der Lage, lebendige Beutetiere bis zur Größe einer Wanderratte, eines Feldhamsters, eines jungen Kaninchens oder jungen Hasen selbst zu erlegen - größere Beute (wie etwa ein ausgewachsenes Kaninchen oder ein ausgewachsener Feldhase) dürften C. corax nur sehr selten zum Opfer fallen.

Gewölle
Der Kolkrabe speit - ähnlich den Eulen, den Habichtartigen und den Falken, sowie den Reihern und den Eisvögeln - Speiballen bzw. Gewölle aus. Diese besitzen etwa 5-8cm in der Länge und 2-3cm in der Dicke. Ihre Farbe ist grau bis braun, und es finden sich häufig Fellreste, Knochenfragmente, Chitinpanzer von Insekten sowie Reste von Abfall in ihnen.

Die Brutbiologie von Corvus corax
Weibliche Kolkraben erreichen die Geschlechtsreife erst mit Vollendung des dritten Lebensjahres (bei Männchen hingegen sind keine Daten hierzu bekannt), schreiten jedoch oft erst im vierten Lebensjahr zur Brut.
Die Flugbalz lässt sich schon bei jungen Kolkraben ganzjährig beobachten - auch adulte Tiere führen sie ganzjährig aus. Hierbei werden akrobatische Meisterleistungen vollbracht - Sturzflüge, Flüge auf dem Rücken (mit dem Bauch nach oben), etc.
Die Boden- und Baumbalz hingegen erfolgt gegen Herbst und Winter - stiller und heimlicher.
Kolkraben gelten als Vögel, die eine lebenslange Ehe miteinander eingehen - Langzeitstudien hierzu fehlen leider jedoch, auch wenn bisher die beobachteten Paare über Jahre hinweg zusammen waren. Doch eine lebenslange Ehe bedeutet nicht zwangsläufig, dass Kolkraben monogam leben. In Idaho wurden in den Jahren 1993 und 1994 mehrere Nester beobachtet. Während der jeweilige Revierinhaber für "wenige Minuten" sein Revier verließ, wurde das jeweilige Weibchen von einem oder gar mehreren, fremden Männchen begattet.
Das Nest wird in Mitteleuropa ab Januar bis März von beiden Partnern gebaut - hier finden dann zusätzlich zur Balz auch die Kopulationen statt. Die Brutzeiten können sich je nach Verbreitungsgebiet und u.U. auch der Witterung auch nach vorne oder hinten verschieben. Der Horst eines Kolkraben ist massig, und ebenso groß wie z.B. Habicht-, Bussard- oder Milanhorste. Die Form der Horste variiert je nach Brutplatz - auf Felsvorsprüngen sind sie eher flach und breit, in Baumkronen sind sie halb oval (bauchig). Die Auspolsterung des Horstes geschieht mit Wolle, Plastikschnüren, Polyester, Tierhaaren, Pflanzenfasern, federn, feinem Reisig, Moos und Gras, etc.
Das Weibchen legt 3-6 (maximal 7) grünliche bis grünlich-bläuliche, braun oder schwarzbraun gefleckte Eier in das Nest, danach schreitet es zur Brut. Die Eier werden 18-21 Tage bebrütet. Die meisten Jungen schlüpfen z.B. in Norddeutschland zwischen der zweiten Märzhälfte und Anfang April. Während der Brut wird das Weibchen vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Nestlingszeit der Jungraben beträgt 40-47 Tage, nach 42 Tagen sind sie schon voll flugfähig. Bei Verlust eines frischen Geleges wird ein Nachgelege produziert. Die Jungenaufzucht wird von beiden Elternteilen betrieben.
Interessanterweise werden gelegentlich auch fremde Raben am Nest beobachtet. Hierbei handelt es sich um sogenannte "Helfer" - meist 1-2jährige Jungvögel des ansässigen Brutpaares. Sie helfen bei der Fütterung des brütenden Weibchens und der Küken.
Der Bruterfolg des Kolkraben liegt durchschnittlich zwischen 2 und 3 flüggen Jungtieren pro erfolgreicher Brut.

In den Hochgebirgen brüten Kolkraben oft in alten Steinadlerhorsten. Jedoch wählt der Kolkrabe seinen Niststandort so aus, dass er mehrere Kilometer Entfernung zum nächsten Steinadlerhorst hat. Die Gefahr der Prädation durch einen Steinadler (brütendes Weibchen und Jungvögel) ist einfach zu groß - ähnlich dürfte es sich zwischen Kolkrabe und Seeadler verhalten. Im Gegenzug raubt der Kolkrabe aber auch unbewachte Adlerhorste aus und plündert so die Eier oder Küken.
Gegenüber dem Wanderfalken wird i.d.R. hingegen ein Abstand von ca. 200-300m gehalten, obwohl auch dieser (vor allem weibliche Wanderfalken) den Raben zum Verhängnis werden können. Aber auch der Habicht und vor allem der Uhu erlegen den Kolkraben gerne als Beute - wie auch Wanderfalken gerne von Uhus geschlagen werden.
Gegenüber Bussarden und Milanen scheint der Kolkrabe keine große Vorsicht walten zu lassen - auch scheinen diese dem Kolkraben gegenüber nicht feindlich gesonnen zu sein, und ihn in ihrer Horstnähe zu dulden. So brüten recht häufig Kolkraben und Bussarde oder Milane dicht beieinander.
Auch Baum- und Steinmarder werden dem Kolkraben recht häufig zum Verhängnis - wie auch seit einigen Jahrzehnten der eingeführte Waschbär.
Die Mortalitätsrate von Kolkraben ist hoch. Nur etwa 10% eines Jahrgangs erreichen die Geschlechtsreife nach dem dritten Lebensjahr, und nur etwa 5% schreiten mindestens einmal zur Brut.

Die Wanderungen von Kolkraben sehen folgendermaßen aus: Im ersten Lebensjahr entfernen sie sich weniger als 13km vom Geburtsort. Im ersten Drittel des zweiten Lebensjahres steigt die Wanderungsquote dann sprunghaft an auf einen Mittelwert von etwa 50km vom Geburtsort (bis zu 100km sind möglich). Im späteren Verlauf bleibt die mittlere Entfernungsspanne dann bei 25-75km vom Geburtsort, wobei hier keine tatsächlien Min- oder Max-Werte angegeben sind, sondern nur die minimalen und maximalen Mittelwerte.

Kolkraben sind i.d.R. Standvögel, Zugbeobachtungen sind nur selten zu beobachten - wenn es doch geschieht, dann aus Gründen der Nahrungsknappheit (oder es handelt sich um umherstreifende Tiere ohne festes Revier).

Wie unsere Greifvögel und Eulen wird auch Corvus corax als "Endverbraucher" am Ende der Nahrungskette (Aasfresser) unter dem Einfluss von DDT gelitten haben (dünnschalige Eier, Brutausfälle).

distribution

Der Kolkrabe besitzt ein riesiges Brutgebiet, dass den größten Teil der Holarktis umfasst. C. corax ist die am weitesten verbreitete Art der Familie der Rabenvögel (Corvidae), und eine der am weitesten verbreiteten Brutvogelarten der nördlichen Erdhalbkugel. Nach Norden reicht die Verbreitung bis nach Grinell-Land auf der nordkanadischen Insel Ellesmere sowie die küstennahen Areale Grönlands - die südlichsten Vorkommen reichen bis nach Mittelamerika (nordwestliches Nicaragua) bzw. bis ins südliche Pakistan.

Folgende Unterarten werden bei C. corax unterschieden:

  • Die paläarktischen Subspecies (Europa, Nord-Afrika, Nord- sowie Mittel-Asien):
  • C. c. corax (Nominatform) besitzt sein Verbreitungsgebiet von den Britischen Inseln, Frankreich und Skandinavien über Mittel-Europa bis nach Sibirien (Jenessai); nach Süden bis in die Pyrenäen, (Nord-)Italien, in die Länder des Balkans, ins westliche Griechenland, in die Nordost-Türkei, bis nach Transkaukasien, in den Nord-Iran sowie bis nach Kasachstan.
  • C. c. varius kommt auf Island und den Färöer-Inseln vor.
  • C. c. hispanus bewohnt die Iberische Halbinsel, die Balearen, Sardinien, evtl. Korsika und und (Süd-)Italien. Die Eigenständigkeit dieser Unterart ist umstritten und nicht ausreichend geklärt.
  • C. c. laurencei kommt vom östlichen Griechenland, der Ägäis, Kreta, Zypern und der Türkei (außer dem Nordosten), Levante, Irak, Süd-Iran weiter über das Untere Wolga-Becken ostwärts bis Sinkiang (China), Afghanistan, Pakistan und Nordwest-Indien vor.
  • C. c. tigitanus lebt in Nord-Afrika (von Marokko bis Nordwest-Ägypten).
  • C. c. canariensis bewohnt die Kanarischen Inseln, wird von einigen Wissenschaftlern jedoch C. c. tigitanus zugeordnet.
  • C. c. kamtschaticus lebt im nördlichen und östlichen Sibirien, auf der Insel Wrangel, der Tschuktschen-Halbinsel, in Kamtschatka, der Mongolei, der Mandschurei (China), dem Armurgebiet, Sachalin und Hokkaido (Japan).
  • C. c. tibetanus bewohnt das Zentralasiatische Hochgebirge vom Tien Schan über das Pamir-Gebirge bis zum Himalaya.

  • Die nearktischen Unterarten (Nord- bzw. Mittel-Amerika und Grönland):
  • C. c. kamtschaticus bewohnt anscheinend nicht nur die Alte Welt. Vom oben beschriebenen Verbreitungsgebiet in der Alten Welt reicht das Verbreitungsgebiet über die Aleuten bis ins südwestliche Alaska hinein (von Chignik auf der Halbinsel von Alaska bis zum Cape Newenham). Der taxonomische Status dieser Populationen der Aleuten und Alaskas sind umstritten - evtl. eine eigene Unterart?
  • C. c. principalis besitzt sein Verbreitungsgebiet von Nord-Alaska über Kanada bis nach Grönland, sowie südlich bis ins zentrale British Columbia und ins zentrale Saskatchewan und bis ins nördliche Wisconsin. Diese Unterart besitzt ein isoliertes Vorkommen in den Appalachen südwärts bis ins nördliche Georgia reichend.
  • C. c. sinuatus bewohnt die Bergregionen des westlichen Nordamerika (vom südöstlichen British Columbia über Montana südwärts durch die Great Plains und das Große Becken - dann östlich Kaliforniens bleibend durch Mexico bis in die nördlichen Teile Mittelamerikas (Guatemala, Honduras, das nordwestliche Nicaragua - die südlichste Verbreitung dieser Art)).
  • C. c. clarionensis kommt von Nord-Kalifornien südwärts durch Nieder-Kalifornien bis zur namensgebenden Insel Clarion (gehört zur Gruppe der mexikanischen Revillagigedo-Inseln) sowie in der Mojave-Wüste, im südlichsten Nevada und im westlichen Arizona vor.

Die Kolkraben Kaliforniens sind genetisch von den nordamerikanischen und eurasischen Populationen der Art so weit entfernt, dass man von einer "Kalifornischen Linie" spricht.
Ein sehr enger Verwandter von Corvus corax ist der Braunnacken- oder Wüstenrabe (C. ruficollis) (mit Verbreitung in Wüstengebieten der "Alten Welt") - dieser wurde bis vor wenigen Jahren noch als Unterart von C. corax angesehen. Auch der Schildrabe C. albus ist ein sehr naher Verwandter des Kolkraben.
Der Weißnacken- oder Chihuahuan-Rabe (C. cryptoleucos) aus Nordamerika wurde früher ebenfalls als Subspecies von C. corax angesehen, hat sich jedoch aufgrund neuerer Untersuchungsergebnisse als eigenständige Art herausgestellt.

Der Kolkrabe war überall in seinen Verbreitungsgebieten bis ins 19. Jahrhundert hinein ein nicht seltener Brutvogel. Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setze allmählich ein Rückgang ein, ab der zweiten Hälfte setzte sich dieser Rückgang beschleunigt fort. Bis zur Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts war er bereits in Badem-Würtemberg, in der Pfalz sowie in Sachsen und Schlesien verschwunden.

Bestandsrückgänge in Deutschland:
  • In Sachsen starb er als erstes aus (letzter Brutnachweis 1868). In Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt sowie Bayern (nördlich der Alpen) gab es die letzten Brutnachweise 1912. In Thüringen brütete das letzte Brutpaar 1922, in Pommern 1924 und in Brandenburg 1933. In Mecklenburg schrumpfte der Bestand zwischen 1940 und 1945 auf nur noch 3 Brutpaare im Westen Mecklenburgs - jedoch erweiterte die Art hier ab 1946 wieder ihr Verbreitungsgebiet. Hier fielen sehr wahrscheinlich der Zusammenbruch der "alteingesessenen" Population und die Arealausweitung von Schleswig-Holstein her zeitlich zusammen. Auch in Niedersachsen brachen die Populationen in der Mitte der 1940er Jahre zusammen - und auch hier begann eine Wiederansiedlung aus Schleswig-Holstein heraus.
Bestandsrückgänge in benachbarten Ländern:
  • Am Niederrhein brütete der Kolkrabe noch bis 1928, in der Eifel bis 1939 bei Prüm (heute Rheinland-Pfalz) und im Hunsrück fand die letzte Brut im Jahr 1952 (bei Losheim im nördlichen Saarland) statt.
  • In den Niederlanden gab es den letzten Brutnachweis 1944 in Vijlen / Süd-Limburg, in Belgien verschwand der Kolkrabe Anfang des 20. Jahrhunderts (die letzte Brut fand 1919 in Comblain-au-Port bei Lüttich statt). In Luxemburg fand die letzte Brut 1946 bei Diekirch statt. In Frankreich starb der Kolkrabe nie ganz aus, verschwand jedoch aus den allermeisten Arealen - in den Alpen sowie jeweils in Restbeständen auch im südlichen Zentralmassiv, in den Vogesen, in den Küstenbereichen der Bretagne und der Normandie sowie in den Pyrenäen überlebte der Kolkrabe. Auch in Polen verschwand er in den 1940er Jahren vollständig. In der ehemaligen Tschecholowakei starb die Art in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast vollständig aus (in Böhmen vollständig, in der Slowakei gab es noch kleine Restbestände). In der Schweiz war der Kolkrabe um 1900 herum aus dem Mittelland und dem Jura komplett verschwunden, nur in den Alpen überlebte der Kolkrabe hier. In Dänemark war 1950 der Bestand auf weniger als 20 Brutpaare zusammengeschrumpft. Auf den Britischen Inseln büßte die Art ebenfalls riesige Areale ein, so dass der Kolkrabe heute noch in Süd- und Südost-England fehlt, und sich im Wesentlichen auf Südwest-England, Nordwest-England, Wales und Schottland beschränkt.
Bestandsrückgänge in Nord-Amerika:
  • In den USA (ausgenommen Alaska) besaß der Kolkrabe bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein Areal, dass nur noch weniger als halb so groß war wie in der präkolumbianischen Zeit. Große Teile der östlichen USA sind heute besiedlungsfrei. Das isolierte Brutgebiet von C. c. principalis reichte ehemals bis zum Atlantik und stand mit den anderen Populationen der umliegenden Areale in ständigem Kontakt.
Diese drastischen Bestandsrückgänge sind nicht auf Äußere Faktoren wie Nahrungs- und Biotoprückgang bzw. -zerstörung zurückzuführen, sondern schlicht und ergreifend auf den direkten Einfluss des Menschen. Die Kolkraben wurden gezielt bejagt, es wurden ihre Eier aus den Horsten gestohlen, die Bruten wurden gestört - bis hin zur allgemeinen Krähenvergiftung. Schuld daran waren Fehlinterpretationen seiner Ernährungsweise, Aberglaube ("Raben bringen Unheil und den Tod") sowie Abschusszahlen in Form von systematischer Ausrottung. Ähnliches geschah bei den Greifvögeln (wie den Adlern), dem Uhu, dem Graureiher und sogar dem Kuckuck. Zuletzt gab noch der zweite Weltkrieg dem Kolkraben bis 1945 "den Rest" - die natürliche Wiederansiedlung ab 1946 in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen konnte nur wegen dem Ende des Krieges so erfolgreich vonstatten gehen.

Der "Schwarze Geselle" kehrt zurück:
Seit 1946 findet eine Wiederbesiedlung der vormals verwaisten Areale statt, die bis heute nicht vollendet ist. In den meisten Landkreisen und an den Rändern der Großstädte findet man mittlerweile wieder Kolkraben brütend. Diese Wiederansiedlungen sind noch lange nicht abgeschlossen, und es werden teilweise Gebiete besiedelt, die vorher unbesiedelt waren. Doch auch heute noch gibt es Verfolgungen, illegale Abschüsse, Vergiftungen und ähnliches.
Neben der natürlichen Arealausweitung aus den letzten Refugien heraus (Kolkraben erweitern ihr Areal im Schnitt zwischen 4 und 10km pro Jahr) wurden nach dem Krieg in Bayern und Thüringen zusätzlich Kolkraben ausgesetzt. Hier galt es neben den morphologischen Aspekten auch Verwandtschaftsgrade und Verhaltensaspekte zu berücksichtigen. Aufgrund der natürlichen Wiederansiedlung aus den letzten Rückzugsräumen erscheint dieser Schritt heute nicht so erfolgreich wie einst erdacht gewesen zu sein - und dürfte lediglich die sich auf natürliche Weise ausbreitenden Kolraben unterstützt haben.
Wiederansiedlungsprojekte
  • Zwischen 1966 und 1977 wurden insgesamt 103 junge Kolkraben aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg in die Niederlande exportiert - hinzu kamen noch 13 Alttiere aus der Schweiz und aus den beiden o.g. deutschen Bundesländern. Anfangs wurden an mehreren, weit auseinanderliegenden Gebieten der Niederlande junge Kolkraben freigelassen. Da sich dies nicht bewährte, konzentrierte man sich auf das Gebiet Veluwe (ein großes Moor- / Heide-/ Waldgebiet) nördlich von Arnheim. Von 1969 bis 1989 wurden dort insgesamt 19 adulte, 3 zweijährige und 146 junge Kolkraben ausgewildert - insgesamt 168 Tiere. Da die Veluwe größtenteils als Naturpark ausgewiesen ist, die Jagd hauptsächlich dem Schwarzwild gilt (und somit die Kaninchen als Hauptnahrungsquelle für die Kolkraben zur Verfügung stehen) plus die Tatsache, dass an festgelegten Stellen Kadaver als "Rabenrestaurants" ausgelegt wurden (und das Gebiet sowieso unter Aufsicht von Wildhütern liegt), konnte sich der Kolkrabe dort wieder sehr erfolgreich ansiedeln. 1976 gab es in den Niederlanden wieder die erste Freilandbrut, bis 1979 wuchs die Zahl der Brutpaare auf 9 an. Heute brüten in der Veluwe wieder zwischen 50 und 60 Brutpaare - plus etwaiger Nichtbrüter, die sich auf 40-50 Paare plus Jungtiere eingependelt hat. Von der Veluwe aus breitet sich der Kolkrabe in den Niederlanden unaufhaltsam aus - wenn auch in Einzelpaaren. Ein Austausch mit den Kolkraben am Niederrhein auf deutscher Seite scheint wahrscheinlich.
  • Das umfangreichste Wiederauswilderungsprogramm für Corvus corax in Deutschland fand in NRW statt. Dies geschah zum einen am Niederrhein bei Wesel, zum anderen in der Kirchheller Heide (zu Bottrop gehörend) nördlich von Oberhausen. 1984 begann das Projekt. In einem Waldgebiet bei Wesel wurden von 1984 bis 1988 jährlich zwischen 41 und 66 Jungraben (überwiegend aus Mecklenburg stammend) - insgesamt handelte es sich hier um mehr als 280 Jungraben - in die Freiheit entlassen. In der Kirchheller Heide wurden zwischen 1985 und 1987 insgesamt 49 Raben (31 Jungraben plus 18 Alttiere) in die Freiheit entlassen. So kam es 1988 zu insgesamt 5 Neubruten nach über 60 Jahren Abwesenheit am Niederrhein und am Rande der Westfälischen Bucht. Nachdem drei Jahre lang Naturbruten zu verzeichnen waren, wurde das Projekt 1990 offiziell abgeschlossen - in diesem Jahr konnten 8 sichere Brutpaare und vier nichtbrütende Paare am Niederrhein und im westlichen Münsterland festgestellt werden. Im Jahr 2000 waren nur noch 5 Brutpaare im Wiedereinbürgerungsgebiet nachweisbar - davon nur 2 sichere Bruten. An zwei weiteren Brutplätzen gab es anscheinend illegale Aushorstungen, und an einem dritten kam es zu einem Holzeinschlag, so dass die Brut abgebrochen wurde. Letztendlich ist zu befürchten, dass viele Vögel der Jagdfreigabe von Rabenkrähe, Eichelhäher und Elster (die sog. nordrhein-westfälische "Rabenvogelverordnung) vom 25.10.1994 jährlich in Form von "falsch bestimmten, abgeschossenen Rabenvögeln" zum Opfer fallen und gefallen sind. Alleine an Rabenkrähen wurden im Jagdjahr 1999/2000 (Winterperiode) über 72000 Rabenkrähen in NRW geschossen!
  • Zwischen 1974 und 1990 wurden im Nationalpark Bayerischer Wald insgesamt 78 Kolkraben in die Freiheit entlassen. Seit 1982 brütete der Kolkrabe dann auch im Nationalpark, wobei die freigelassenen Kolkraben die sich natürlich wieder ausbreitenden Kolkraben aus den benachbarten, östlich liegenden Ländern unterstützt haben dürften.
  • Im südöstlichen Belgien (Provinz Luxembourg) wurden zwischen 1973 und 1980 insgesamt 50 Kolkraben (zumeist Jungtiere) ausgewildert. In der Folge davon kam es vorwiegend im Tal des Flusses Semois zu einer ganzen Reihe erfolgreicher Freilandbruten. Da leider über dieses Projekt keine aktuellen Daten verfügbar sind - und die angrenzende Eifel nur sporadisch besiedelt wurde (Erstbrut geschah bei Hellenthal), ebenso im benachbarten Luxemburg -, und Belgien weiterhin erfolgreich vom Kolkraben besiedelt wird, scheint es sich in eine andere Richtung als erwünscht entwickelt zu haben.
  • Das jüngste Wiederansiedlungsprojekt mit Kolkraben begann 1992 im Saarland - hier bildeten Brutpaare aus Bayern und NRW sowie Mecklenburg-Vorpommern den Grundstock. Zwischen 1993 und 2000 wurden insgesamt 53 Kolkraben in die Freiheit entlassen. Diese Maßnahme erbrachte immerhin bis 2003 2 stabile Brutpaare - die aber immerhin von 1997 bis 2003 25 Jungraben erfolgreich erbrüteten.

remarks

Rabenvögel gelten neben den Papageien als die intelligentesten Vögel im Tierreich. Sie besitzen eine außerordentliche Lernfähigkeit, benutzen z.T. (Populationsspezifisch) Werkzeuge um an Nahrung zu kommen (z.B. Stöckchen, um Maden aus dem Baum zu angeln), und sind sehr begabte Stimmmenimitatoren.
Wir Menschen unterschätzen sehr oft, wie liebenswert diese "Schwarzen Unglücksbringer" eigentlich sind - und dichten ihnen aufgrund von Ammenmärchen falsche Tatsachen an ("Raben bringen Unglück und den Tod", "Raben töten unsere Schafe", etc.).
Wir sollten den Raben- und Krähenvögeln ihr Leben zugestehen anstatt sie zu vergiften oder abzuschießen!

Die IUCN stuft Corvus corax als "LC = Least Concern" - also als "Nicht bedroht" ein - das war vor einigen Jahrzehnten noch gänzlich anders, und wir können froh sein das ssich die Bestände dieser Art wieder so gut erholt haben und sich weiter erholen.

Geeignete Schutzmaßnahmen für den Kolkraben sind neben dem Erhalt von Altwäldern und der Verzicht auf Pestizide und Insektenvernichtungsmittel (ebenso auf Pflanzenvernichtungsmittel) auch die Extensivierung der Landwirtschaft sowie der Verzicht auf Rabenvögel im Jagdrecht. Weiterhin sollten vorsätzliche Vergiftungen, Vergrämungen und Abschüsse von Rabenvögeln viel härter geahndet werden - und das Europaweit!

conservation status

  • CITES
    not listed
  • Regulation (EG) Nr. 865/2006
    not listed
  • German Federal Nature Conservation Act §44
    protected